Erik Wikki 

Historisches

Viele fragen mich: “Ist das ein Künstlername?”

Früher habe ich darauf geantwortet, dass ich meine Steuern unter dem Namen bezahle.
Heute sage ich: “Was denn sonst? Ich bin schon als Künstler zur Welt gekommen.”
Meine Geburt, ich erinnere mich genau, war ein regelrechtes Kunstwe…

Na, gut. Sooo genau erinnere ich mich gar nicht. Und dies hier soll keine Autobiografie in Buchstärke werden, weswegen ich besser nicht ganz vorn starte. Stattdessen will ich hinten gebinnen – ich meine – beginnen. Wenn vorne die Geburt, dann steht am Ende …. Also vielleicht besser nicht ganz hinten, immerhin lebe ich … Aber niemand weiß, wie lange … Die tatsächliche Lebensspanne steht ja erst fest nach dem Ableb… obwohl man vermuten könn… Nein, Vermutungen verbieten sich. Mmh…, irgendwie fürchte ich, dass ich aus der Nummer nur mit einem groben Schnitt rauskomme.

Cut.

 

Vor gar nicht allzu langer Zeit bin ich als Vortragskünstler durchs Land gezogen. Ich habe Späße auf der Bühne gemacht, dieses und jenes aus meinen Büchern vorgelesen, manche Passagen in einem Ein-Mann-Theaterspiel aufgeführt, von Gott und der Welt erzählt und die Besucher unterhalten. Die allermeisten fühlten sich gut unterhalten. Weil aber niemand in der Lage ist, es allen recht zu machen, besser gesagt, weil die Geschmäcker verschieden sind, fühlten manche auch anders. Einmal, ungefähr nach einer halben Stunde, ist eine Frau  aufgestanden und hat gerufen: “Wir gehen jetzt!” Ihr Mann war darüber offenbar überrascht, musste sie ihn doch aus seinem Sitz zerren, bis er ihrem “Wir gehen jetzt”, endlich folgte. Ich folgte dann auch irgendwann. An dem Abend verließ ich etwa neunzig Minuten später mit dem Schlussapplaus die Bühne. Im Jahr 2020, mit Beginn der Corona-Pandemie, folgte ich dann dem Beispiel so unsagbar vieler Kolleginnen und Kollegen und verließ die Bühne aus anderen Gründen. Zunächst einmal.

 

Wenn ich sage, “Ich habe aus meinen Büchern vorgelesen” sind damit Kriminalromane gemeint. 2017 ist mein bisher letztes Buch “Hügel” mit dem Untertitel “Die Falle” erschienen. Sechs Kurzgeschichten sind darin zu finden, die sechste heißt “Die Falle” und alle drehen sich um die Titelfigur Klemens Hügel, Bestatter von Beruf. Jede Geschichte steht für sich alleine, aber wenn man sie von eins bis sechs liest, ergeben sie einen zusammenhängenden Roman.

2016 ist meine zweite “Kernsache” mit dem Titel “Wehmutstropfen” erschienen. Die Titelheldin, Hermine Wehmuth, eine über 90-jährige Diebin, deren lange Finger nach wie vor im Spiel sind, führt darin den von mir bereits 2015 im “Papenburger Puppenspieler” in die Buchwelt eingeführten Privatdetektiv Martin Kern an der Nase herum.

Der “Papenburger Puppenspieler”, mein Krimidebüt, wird nicht selten als “Ihr spannendstes Buch” beschrieben. So lauten in der Tat viele der Rückmeldungen. Es gibt aber auch jene Menschen, die der Puppenspieler von Papenburg abschreckt, beinahe anekelt, weil er mit mit abgetrennten Körperteilen von Jugendlichen herumhantiert. Nette Jugendliche, wie ich anfügen möchte. Zu ihren Lebzeiten nett. Das Scheusal, das mit ihnen spielt, bekommt am Ende, was es verdient.

 

Sowohl Klemens Hügel, als auch Hermine Wehmuth habe ich als Sprecher in Hörbüchern zum Leben erweckt (“Wehmutstropfen” gemeinsam mit Beate Brinkmöller). Im Jahr 2018 ist meiner Leidenschaft fürs Hörbuch ein weiteres durch mich gelesenes Werk hinzugekommen. “Das Gespenst von Canterville” von Oscar Wilde. Peter Rekling hat für mich die im 19. Jahrhundert spielende Geschichte neu übersetzt und ins 21. Jahrhundert übertragen. Peter Rekling? Na, gut. Mein zweiter Vorname lautet Peter und ich bin in Recklinghausen geboren.

 

Hoppla! Da bin ich plötzlich wieder im Kreißsaal angekommen. Zwischen meiner Ankunft auf Erden und meinem späteren Leben als Autor und Vortragskünstler hat sich, oh Wunder!, auch eine Menge zugetragen. Zwanzig Jahre lang habe ich zum Beispiel als Vertriebschef einer Bausparkasse meine Brötchen verdient. Mehrere Jahre war ich zuvor als Küster in einer Kirchengemeinde angestellt. Ursprünglich wollte ich mal Pfarrer werden.

Dass ich ein Kind des Ruhrgebiets bin, habe ich mit der Bekanntgabe meiner Geburtsstadt bereits verraten. Das für alle Beteiligten spannende Ereignis meiner Geburt hat sich übrigens im Jahre 1966 zugetragen. Der Einzige, der damals total gelassen an dem Geschehen teilgenommen hat, war ich.
Ich erinnere mich genau!